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Entstehung

Das folgende Interview ist der Zeitschrift "FAIRCONOMY 4/2007" entnommen, welche von der INWO (Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung) herausgegeben wird (www.inwo.de).

 
Gemeinsamkeiten erfahren statt Ellenbogen einsetzen

Mit dem Märchenroman "Die Münze Nuria" hat Sylvia Führer, die jüngste Enkelin Silvio Gesells, erstmals für Kinder spielerisch erfahrbar gemacht, wie das Geld die Menschen verbindet. Die Redaktion der INWO-Zeitschrift FAIRCONOMY hat die Autorin zu der Entstehung des Buches und den Reaktionen darauf befragt.

Christine und ihr Papa. "Die Münze Nuria" Seite 83

FAIRCONOMY: Wie sind Sie auf die Idee für Ihren Märchenroman gekommen? Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Schon als Kind interessierte ich mich für die Idee der FAIRCONOMY, wie wir sie heute nennen. Mein Großvater Silvio Gesell war zwar 38 Jahre vor meiner Geburt verstorben; ich empfand ihn aber immer als einen hellen Stern und ich stellte schon als junges Mädchen viele Fragen zu seinen Ideen. Das lag vor allem an meinem Vater, Hans-Joachim Führer. Er wollte die Verwirklichung der Reformideen seines Vaters Silvio Gesell voranbringen. Dazu hat er auch getestet, ob die Idee der Freiwirschaft oder FAIRCONOMY wirklich leicht verständlich ist. Er erklärte mir, als ich gerade sechs Jahre alt war, das Zinsproblem und fragte mich, wie man es lösen könne. Mir rauchte ziemlich der Kopf, aber ich kam nach einiger Zeit auf so etwas wie eine Geldhaltegebühr. Aber mir fehlten die Worte, um meinem Vater von diesem Gedanken zu erzählen. Erst mit zwölf Jahren konnte ich deutlich beschreiben, was ich damals gemeint hatte.

Als Jugendliche begeisterte ich mich dann immer mehr für den interessanten Großvater und habe Referate über die Geld- und Bodenreform in meiner Schule auf Gran Canaria gehalten. Von all meinen Geschwistern war ich diejenige, die sich am meisten für das Thema begeisterte, und mein Vater war mir da eine sehr ergiebige Informationsquelle, wie auch meine Verwandten in Deutschland und Argentinien.

Ziemlich unabhängig von den Gesellschen Ideen bin ich später Musiklehrerin geworden, vor allem um durch Gemeinschaftserfahrungen die Kinder für ihre Zukunft zu stärken. Im Unterricht habe ich dann eines Tages mit meinen Schülern Hefte erarbeitet, die von einer "lebendigen" Note namens "Nora" handelten, die sich danach sehnte, ihre eigentliche Aufgabe zu verwirklichen: klingend zu werden.

Durch die Begeisterung der Kinder für diese Hefte habe ich erkannt, dass im Stilmittel Personifikation ein Schlüssel liegt, um Kindern den Zugang auch zur Funktion des Geldes zu eröffnen. Damit war die Idee zum Märchenroman "Nuria" geboren. Als ich den Namen wählte, ahnte ich noch nicht, dass "Nuria" so genau auf meine Heldin gemünzt ist, als wäre dieser Name für sie erfunden worden! Auf einer spanischen Internetseite habe ich dann nämlich die genaue Bedeutung von "Nuria" entdeckt - sie ist nachzulesen auf der letzten Seite des Buches.

FAIRCONOMY: Wie hat sich denn aus der groben Idee die fertige Geschichte entwickelt?

Ich hatte beim Schreiben immer wieder Kontakt mit meiner Zielgruppe. Von Anfang an habe ich in Schulklassen vorgelesen. Die Kinder dort haben von sich aus begonnen, den Münzen weitere Lebensmerkmale hinzuzudichten. Von ihnen kamen die Ideen, dass die Münzen als "Kinder" in der Münzen-Schule nachts in einem Sammlerbuch schlafen und dass ihr Lehrer Goldmund aus antiken Münzen gebastelt worden ist, und auch dass die Münzen beim Rollen lenken können. Damit wurde meine Hauptfigur immer lebendiger und dies hilft den Kindern dabei, sich auf altersgemäße Weise vorzustellen, dass das Geld eine wichtige Funktion hat. Man kann diese Aufgabe sogar mit einem "Beruf" vergleichen, dem die Münze nachgeht, und es so den Kindern verständlich machen.

FAIRCONOMY: An einer Stelle lassen Sie die Münze Nuria sagen: "Wenn ich nicht umlaufen kann, werde ich mit der Zeit müde und traurig." Das klingt tatsächlich sehr lebendig, ja fast schon menschlich. Macht es denn aus Ihrer Sicht Sinn, die Idee der FAIRCONOMY auch den Erwachsenen auf eine solche Art und Weise näher zu bringen?

Auf jeden Fall. Solange wir Geld nur als Mittel ansehen, um selber noch mehr Geld zu bekommen, bleibt jeder von uns in seiner egozentrischen Perspektive gefangen. Das tatsächlich Lebendige des Geldes kommt dann nicht zum Tragen. Stellen wir aber fest, dass umlaufendes oder fließendes Geld die Menschen miteinander verbindet, wird es wahrgenommen als ein Transportmittel in einem lebendigen Kreislauf. Kindern wird die Funktion des Umlaufens am besten durch die Metapher "Beruf" nahe gebracht. Solch ein Vergleich ist auch für Erwachsene erfrischend.

Bei der Verwendung dieser Metapher ist jedoch viel Vorsicht und Differenzierungsvermögen geboten, denn der "Beruf" des Geldes beinhaltet ja nur eine ausführende Funktion. Daher ist in meinem Buch alles, was die Münzen eigenständig tun, entweder Spielerei oder auch Anregung zur Reflexion: Die Münzen glänzen zum Beispiel hell, wenn sie besonders auffallen wollen. Sie führen beim Rollen Kunststücke für Kinder vor. Sie kommentieren untereinander und gegenüber Kindern alles, was mit ihnen angestellt wird, und sie geben Ratschläge. Aber sie können nicht selbstständig etwas kaufen und auch nicht eigenmächtig in den Geldbeutel eines Menschen rollen.

Matthias und Nuria. "Die Münze Nuria" Seite 77

FAIRCONOMY: Aber ein wenig Einfluss auf die Menschen hat Nuria in Ihrem Buch ja schon.

Ja, ihr gelingt es letztlich, einen Erwachsenen aus seiner Unfähigkeit herauszureißen, die Stimme des lebendigen Geldes zu vernehmen. Das ist für so eine winzige Person schon eine Heldentat. Damit ist die Einsicht gemeint, Geld als ein Mittel zur Entwicklung sozialer Zusammenhänge zu begreifen.

FAIRCONOMY: Sie haben von der Idee für die Geschichte und vom Schreiben mit Hilfe der Ideen von Kindern berichtet. Wie lange haben Sie denn insgesamt an der "Münze Nuria" gearbeitet?

Ich habe ein Jahr gebraucht, um die Geschichte zu schreiben. Ein weiteres Jahr war erforderlich, um mit Verlegern zu verhandeln und für die Produktion, also um die Illustrationen und das Layout anzuleiten.

FAIRCONOMY: Nun sind ja schon einige Monate vergangen, seit "Nuria" erschienen ist. Wie wurde Ihr Buch denn angenommen? Wie hat es sich bisher verkauft?

Die meisten Eltern, denen ich das Buch zeige, fangen gleich an, darin zu lesen, finden es spannend, und sie entscheiden sich für einen Kauf. Das Buch hat außerdem ja nicht nur Kinder als Zielgruppe, sondern eine viel größere. Sie umfasst auch Erwachsene, die spüren, dass Leben mehr sein kann, als sich der wachsenden Geldgier unserer Gesellschaft anzupassen.

Ein guter Weg für die Verbreitung von nun schon 900 Exemplaren waren bisher Lesungen, private Feste sowie Empfehlungen durch Freunde und Gleichgesinnte. Außer bei mir in der Umgebung konnte ich noch keine Buchhändler dafür gewinnen, "Nuria" in ihr festes Sortiment aufzunehmen. In den meisten Buchhandlungen gibt es in der Regel vor allem Angebote aus dem Mainstream der heutigen Kinderliteratur, der den Kindern zurzeit entweder eine trostlose oder eine magisch-überhöhte Welt präsentiert. Echte Nahrung für ihre Zukunft wird den Kindern nur in traditioneller Form durch bewährte Themen wie Freundschaft oder Anregungen zur Fantasie angeboten. Diese spielen in meinem Buch auch eine Rolle - aber eben nicht die einzige.

FAIRCONOMY: Welche Rückmeldungen gab es denn zu Ihrem Buch?

Ich habe viele E-Mails von Eltern bekommen, mit sehr unterschiedlichen, aber fast ausschließlich positiven Reaktionen - beispielsweise Folgendes: "Mein Sohn sieht sich in dem Buch bestätigt. Auch ich bekam beim Lesen das Gefühl, dass die Welt der Kinder und des gesunden Menschenverstandes sich durchsetzen wird gegenüber den kalten Formen der aktuellen Wirtschaft."; "Dieses Buch ist ein starkes Signal, dass noch nicht alles verloren ist; es zeigt auf liebevolle Art, wie durch Erlernen und Erleben sich die Welt verändern lässt."; "Bei uns haben alle 'Nuria' gelesen: von der Oma bis zum Kleinsten."; "Es ist so toll, sich das konkret vorzustellen: Das Geld 'will' kein Machtinstrument mehr sein, sondern Verbindung unter den Menschen!"

FAIRCONOMY: Fragen denn die Eltern auch nach konkreten Lösungsansätzen im Sinne Nurias?

Einige sehen Nurias Vision zunächst als Utopie an oder meinen, dass das einfach nur mein ganz persönlicher Traum ist. Ich habe den Eindruck, viele gehen davon aus, dass unsere Wirtschafts- und Arbeitswelt zwangsläufig so bleiben muss, wie sie ist - oder es in Zukunft sogar noch mehr Konkurrenzkampf geben wird und ihre Kinder somit wohl oder übel lernen müssen, ihre Ellenbogen einzusetzen. Ganz anders sieht es aus, sobald sie erfahren, dass es mit der Idee der FAIRCONOMY eine Alternative mit Aussicht auf Erfolg gibt. Dann sind viele Eltern richtig motiviert, sich auf Erwachsenenniveau mit der Thematik zu beschäftigen und dankbar für Hinweise auf Organisationen wie die INWO.

FAIRCONOMY: Gab es auch Reaktionen von Schriftsteller-Kollegen?

Ja, sehr erfreuliche. Von Thomas Brändle beispielsweise, der als Schriftsteller und Parlamentarier in der Schweiz arbeitet: "Herzliche Gratulation! Sie haben eine sehr wertvolle Arbeit geleistet. Als sich mit dem Kreditgeldsystem beschäftigender Politiker bin ich mittlerweile der Überzeugung, dass wir das Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen erreichen müssen und sie zu kritischen Fragen ermutigen, um die monetäre Massenhypnose zu beenden."

 

Anmerkung: Die in diesem Artikel erwähnten Musikhefte über eine lebendige Note heißen "Nora & Poco" von Jörg Hilbert und Manfredo Zimmermann und wurden in der ConBrio Verlagsgesellschaft herausgebracht. Seinerzeit habe ich diese Heft in der "Neuen Musikzeitung rezensiert (hier als PDF zum Download).

                                                                                                                                                                              

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